Deine Sehkraft ist nicht konstant
Bevor du mit dem Selbstversuch startest, möchte ich dich die kommenden Tage zusätzlich zu einer Selbstbeobachtung einladen. Achte mal darauf, wie sich deine Sehkraft in verschiedenen Situationen und unter verschiedenen Einflüssen verhält. Mach das auch ruhig mal mit und mal ohne Brille. Gib deinen Augen ohne Brille nur etwas Zeit damit sie sich daran gewöhnen können bevor du dich an den Vergleich wagst.
Wie verhält sich deine Sehkraft bei verschiedenen Lichtverhältnissen bzw. Lichtquellen. Vergleiche insbesondere das Sonnenlicht mit künstlichen Lichtquellen. Was fühlt sich für deine Augen angenehmer an? Wann siehst du besser?
Was passiert mit deinem Sehvermögen, wenn du gestresst bist? Was, wenn du erholt und richtig gut drauf bist? Ändert sich deine Sehfähigkeit in Abhängigkeit von deinem persönlichen Wohlbefinden?
Siehst du jeden Tag gleich gut?
Wahrscheinlich wirst du feststellen, dass du mal besser siehst und mal schlechter. Das heißt, deine deine Sehkraft verändert sich. Warum sollte es also nicht möglich sein, das Sehvermögen zu verbessern?
Mach den Selbstversuch
Du kannst direkt einen kleinen Selbstversuch machen. Druck dazu die Sehtafel aus oder nimm ein Buch zur Hand, dessen Titel relativ groß geschrieben ist.
Halte die Sehtafel in einer Entfernung, in der du die obersten zwei, drei Zeilen noch gut lesen kannst und merke dir die unterste Zeile, in der du die Buchstaben ohne Anstrengung gut unterscheiden kannst, sie aber unscharf sind. Gibt es bei dir aktuell keinen scharfen Bereich, dann nimm die „schärfste“ Entfernung und teste mit der obersten Zeile.
Machst du den Versuch mit einem Buch, dann halte bei Kurzsichtigkeit das geschlossenen Buch in eine Entfernung, in der du die Buchstaben des Titels noch unterscheiden kannst, sie aber bereits unscharf sind. Siehst du in der Nähe schlecht, dann schlage das Buch auf und halte es in einer Entfernung, in der du die Buchstaben unterscheiden kannst, sie aber bereits unscharf sind.
Mach nun folgende einfache Bewegungsübung bei Kurzsichtigkeit mit deinen Augen. Richte deinen Blick nach oben. Nun bewege deine Augen mit Blick nach oben zehnmal locker und zügig hin und her, indem du abwechselnd nach links oben und nach rechts oben schaust.
Bei Weitsichtigkeit bewegst du deine Augen ebenfalls zehnmal hin und her. Nur schaust du dabei nicht nach oben sondern nur waagrecht nach links und rechts.
Achte darauf, dass sich nur die Augen bewegen und der Kopf ruhig bleibt. Das kannst du unterstützen, indem du dein Kinn mit Daumen und Zeigefinger stabilisierst („Denkerpose“). Außerdem solltest du die Tafel oder das Buch immer ganz locker und ohne Anstrengung anschauen.
Schau direkt anschließend nochmals auf die Zeile (Sehtafel) oder das Buch. Was beobachtest du? Konntest du ganz kurz etwas schärfer sehen? Ein kurzes Aufflackern? Das ist gut. Durch Training dehnst du diesen kurzen Moment Schritt für Schritt weiter aus und erhöhst noch die Schärfe.
Es hat nicht geklappt oder du möchtest weitere Tests machen? Dann mach das Handauflegen oder die Nackenübung und vergleiche wieder deine Sehschärfe vor und nach der Übung mit der Sehtafel bzw. dem Buch. Oder probiere die Augenmalerei mit der Sehtafel einmal aus bis die Zeile schärfer wird.